Vor vier Jahren erhielt ELCA den Auftrag, den technischen Betrieb von Edulog zu übernehmen. Was hat sich seither getan?
Die erste Etappe war der Aufbau von Edulog. Gemeinsam mit der Geschäftsstelle Edulog haben wir die Infrastruktur aufgebaut, die Entwicklungen durchgeführt und die notwendigen Supportprozesse etabliert. All dies wurde in der ersten Hälfte des Jahres 2020 auf der Grundlage unseres Identitätsanbieters TrustID durchgeführt.
Die zweite Etappe, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 begann und immer noch andauert, ist der Betrieb von Edulog in unserer ELCA-Cloud. Dabei geht es einerseits darum, den reibungslosen Betrieb sicherzustellen, die Plattform funktionsfähig zu halten, ihre Sicherheit zu gewährleisten und neue Funktionalitäten zu entwickeln, die von der Geschäftsstelle festgelegt werden, wie die Unterstützung neuer Protokolle. Andererseits geht es darum, möglichst viele Partner in Edulog zu integrieren. Bis heute haben sich Edulog etwa 20 Identitätsanbieter und 30 Dienstleistungsanbieter angeschlossen.
Im Februar 2020 sagten Sie, dass Identitätsanbieter mit möglichst geringem Aufwand rechnen müssen, um ihre bestehenden Lösungen mit Edulog zu verbinden. Ist dieses Ziel erreicht?
Der Integrationsprozess in Edulog ist inzwischen gut eingespielt. Nachdem die Geschäftsstelle den rechtlichen Prozess abgeschlossen hat, wird die technische Integration durch den Austausch zwischen unserem Fachteam und den Identitäts- und Dienstleistungsanbietern effizient durchgeführt. Wir verbessern ständig die Hilfsdokumentation auf der Grundlage des Feedbacks unserer Partner, um sie so verständlich wie möglich zu gestalten, insbesondere für Personen, die keine grosse technische Erfahrung mit den von Edulog verwendeten Protokollen haben.
Wie erfolgt die Integration (d.h. die technische Verbindung) von Identitätsanbietern und Dienstleistungsanbietern mit Edulog?
Die Integration von Dienstleistungsanbietern kann sehr einfach über im Internet weit verbreitete Authentifizierungsstandards (SAML oder OIDC) erfolgen. Die Integration von Identitätsanbietern erfordert zusätzlich eine anfängliche Föderation der Identitäten. Diese Aufgabe erfordert eine gute Planung, aber die Dokumentation von Edulog soll unseren Partnern bei der Durchführung so weit wie möglich helfen.
«Die technische Integration wird auf effiziente Weise durch den Austausch zwischen unserem Fachteam und den Identitätsanbietern und Dienstleistungsanbietern erreicht.
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Welche Erkenntnisse haben Sie aus den bisherigen Erfahrungen mit Dienstleistungsanbietern und Identitätsanbietern gewonnen?
Durch die Verwendung offener Standards ist der Integrationsprozess in vielen Fällen reibungslos. Schwierigkeiten entstehen in der Regel durch mangelnde Kenntnis dieser technischen Standards; die Begleitung und Schulung unserer Partner hilft, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Einige interessante Bedürfnisse werden von unseren Partnern angesprochen, die jedoch nicht immer in den Zuständigkeitsbereich von Edulog fallen, wie zum Beispiel die Einrichtung eines zentralen Registers aller Schulen der Schweiz.
Welche Empfehlungen würden Sie Identitätsanbietern und Dienstleistungsanbietern für die Integration geben?
Die Geschäftsstelle stellt gute Dokumente zur Verfügung, um unsere Partner bei der Integration zu unterstützen. Die technischen Voraussetzungen sind einfach, jeder kann sie selbst umsetzen. Die Anbieter sollten nicht zögern, uns zu kontaktieren! Wir wissen, dass unsere Kontakte manchmal mehr Erfahrung im Bildungswesen als im IT-Bereich haben, und unser Team von Expertinnen und Experten steht ihnen während des Integrationsprozesses zur Seite. Letztendlich glauben wir, dass die Vorteile, die sich aus der Nutzung von Edulog ergeben, den Zeitaufwand für die Integration mehr als wettmachen.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Bildungssektors in Bezug auf die digitale Identität im Vergleich zu anderen Sektoren?
Es ist wichtig, dass jeder eine digitale Identität für die Bildung hat, von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter. Bildung ist ein lebenslanger Prozess, da wir ständig gefordert sind, unsere Fähigkeiten auf dem neuesten Stand zu halten. Wir denken über interessante Fragen nach, wie zum Beispiel ob wir eine unabhängige Bildungs-E-ID schaffen oder die zukünftige Schweizer E-ID wiederverwenden sollen. Eine Plattform wie Edulog ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Bemühungen in diesem Bereich zu bündeln und zu beschleunigen.
Wir stellen fest, dass aufgrund der Struktur unseres Landes, in dem das Bildungswesen in die Zuständigkeit der Kantone fällt, die Priorität dieser Themen von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich ist. In den anderen ELCA-Projekten beobachten wir eine ähnliche Dynamik, zum Beispiel im Bereich des Gesundheitswesens. In der Vergangenheit hatte jeder Kanton seine eigene Agenda und seine eigenen Prioritäten. Edulog zeigt, dass die Kantone zusammenarbeiten können, um die Bildung in unserem Land voranzubringen. Andererseits versucht die «Strategie Digitale Schweiz» des Bundes, die Anstrengungen der Verwaltung zu bündeln und die Prioritäten aufeinander abzustimmen. Wir glauben, dass Edulog auch von dieser Art von Initiative profitieren wird.
«In der Vergangenheit hatte jeder Kanton seine eigene Agenda und seine eigenen Prioritäten. Edulog zeigt, dass die Kantone zusammenarbeiten können, um die Bildung in unserem Land voranzubringen.
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Welchen Mehrwert bietet Edulog?
Edulog kann als Tor zur Welt der digitalen Bildung in der Schweiz gesehen werden. Aus der Sicht der Nutzenden, also vor allem der Schülerinnen und Schüler, ist Edulog ein einfach zu bedienendes Portal, dem sie vertrauen können. Für Identitätsanbieter und Dienstleistungsanbieter ist Edulog eine Plattform, die es ihnen ermöglicht, viel schneller und einfacher miteinander in Kontakt zu treten, als wenn sie dies einzeln tun müssten. Aus ihrer Sicht kann Edulog als Vermittler und Beschleuniger gesehen werden.
Wie beurteilen Sie die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Edulog heute?
Sicherheit war von Anfang an eines der Hauptanliegen von Edulog. Wir haben von Anfang an mit der Geschäftsstelle zusammengearbeitet, um sie zu gewährleisten, zum Beispiel indem wir die von Edulog verarbeiteten Daten auf ein Minimum beschränkten. Bis heute wurde Edulog nicht kompromittiert, aber aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Sicherheit nie selbstverständlich ist. Das Security Operation Center (SOC) von ELCA überwacht unsere Cloud kontinuierlich, um einen sicheren Betrieb der Plattform zu gewährleisten.
Ihre beiden Wünsche an die Edulog-Fee im Jahr 2020 waren, dass sie möglichst viele Kantone und Gemeinden davon überzeugen möge, beizutreten, und dass unsere Kinder Vertrauen in Edulog haben. Haben sich Ihre Wünsche geändert?
Ganz klar nicht! Der erste Wunsch ist auf dem besten Weg in Erfüllung zu gehen. Vielleicht kann die Edulog-Fee die Kantone, die Edulog noch nicht beigetreten sind, so verzaubern, dass sie die Vorteile von Edulog schneller erkennen und noch in diesem Jahr beitreten! Der zweite Wunsch wird immer wichtig sein. Er muss sogar noch erweitert werden, denn alle müssen Edulog vertrauen, nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern und Grosseltern.