Die Welt der digitalen Identitäten bewegt sich, und sie bewegt sich schnell. Unabhängig von der bevorstehenden Volksabstimmung zur e-ID des Bundes bereitet die Fachagentur Educa im Kontext Bildung die Durchlässigkeit zwischen Switch edu-ID und Edulog vor. Davon wird ein Teil der Fachtagung Educa25 am 3. September 2025 handeln. Grund genug, die Referentinnen und Referenten der Fachtagung vorzustellen. Den Anfang macht Esther Seidl-Nussbaumer, Head of Business Innovation & Product Management bei Switch.
Die künftige Zusammenarbeit zwischen Switch und Educa, den beiden Fachorganisationen für den digitalen Bildungsraum Schweiz, bietet reichlich Stoff für das Vorbereitungsgespräch. Welche technischen Herausforderungen sind zu meistern? Wer sind die ersten Nutzniesserinnen und Nutzniesser einer digitalen ID-Schnittstelle zwischen Volksschule, Sekundarstufe II und dem Hochschulbereich? Worauf kommt es bei der Gestaltung digitaler Bildungsnachweise an? Wie kann das lebenslange Lernen mit einer robusten und dauerhaften Lösung für digitale Mobilität unterstützt werden? Wie wird dabei Sicherheit und Vertrauen nachhaltig gefördert?
Das «digitale Ich»: Parallele Identitäten
Mitten im Gespräch hält Esther Seidl-Nussbaumer inne. Und meint nach kurzer Pause, mit technischem Lösungsdenken allein werde man dem Thema nicht gerecht. «Wir brauchen die grundlegende Frage: Was ist überhaupt Identität? Und: Wir brauchen den Plural. Lasst uns überlegen, welche digitalen Identitäten die Menschen durchs Lernen und durchs Leben begleiten.»
«Dieses Bewusstsein ist der wichtigste Schlüssel zu Sicherheit und Vertrauen in den digitalen Räumen, in denen wir uns bewegen.
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Damit setzt sie den Ton für den weiteren Austausch – und für das Tagungsprogramm am 3. September 2025. Im Fokus steht das «digitale Ich», das jeder Mensch auf dem Lern- und Lebensweg vom Kindergarten bis zum Kurs für frisch Pensionierte von sich erstellt. Esther Seidl-Nussbaumer: «Wir müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass wir uns parallele Identitäten und Teilidentitäten aneignen, bewusst oder unbewusst. Sie entstehen in Online-Spielen, beim Suchen im Web, beim Shoppen und beim Prompten, in Social Media, in Lernapplikationen, auf all den Portalen des formalen, non-formalen und informellen Lernens, in unseren Kontexten von Beruf und Freizeit.»
Digitale Souveränität beginnt beim Individuum
Diese Identitäten und die damit verbundenen Nachweise werden durch grosse Teile der Bevölkerung nicht als schützenswert empfunden, ist Esther Seidl-Nussbaumer überzeugt: «Niemand wird seinen Pass oder seine Identitätskarte unbedacht irgendwo liegen lassen. Genau das tun wir aber, wenn wir unsere digitalen Zugangsdaten sorglos behandeln. Wir müssen lernen, dass digitale Souveränität bei jeder und jedem Einzelnen beginnt. Dieses Bewusstsein ist der wichtigste Schlüssel zu Sicherheit und Vertrauen in den digitalen Räumen, in denen wir uns bewegen.»
Bei diesem individuellen Bewusstsein knüpft Esther Seidl-Nussbaumer an, um das Gespräch zurück auf die technischen Fragen zu lenken. «Wir als Organisationen, die Rahmenbedingungen schaffen und Infrastrukturen anbieten, müssen diese vom Individuum her denken. Nur so können wir unseren Beitrag dazu leisten, dass lebenslanges Lernen vom Kindergarten bis ins Seniorenalter dauerhaft und sicher möglich wird.»
Diese Haltung prägt denn auch die Arbeiten, die Switch und Educa im Dienst von Durchlässigkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung in allen digitalen Lernkontexten leisten. In ihrem Input wird Esther Seidl-Nussbaumer aufzeigen, wie die Bildungspraxis dem «digitalen Ich» aus technischer und ganzheitlicher Perspektive begegnet. Ganz im Sinn des Tagungstitels: «Ich klicke, also bin ich?»